Conceptual Art + Readymades + Landart

Mein dreimonatiger Studienaufenthalt in New York bot mit Gelegenheit zur intensiven Auseinandersetzung mit Conceptual Art. Angeregt durch die Originale in den zahlreichen New Yorker Museen und Galerien, insbesondere Joseph Kosuths „One And Three Chairs“ aus 1965 im MoMA, entstand seither eine Serie zu diesem Thema.

„The pleasure that you get of this work is the pleasure of your own thinking, – that brings a smile“… Joseph Kosuth

Concept Art weckt Neugierde und macht Lust auf Selberdraufkommen. Die Pointe des Witzes will man nicht erklärt bekommen. Manchmal ist man dennoch glücklich über Hilfestellungen ohne große Erklärungen.

„What makes art art?“ – „art is making meaning“

Conceptual Art ist intellektuelle Kunst. Sie setzt Wissen und Bereitschaft zur Auseinandersetzung voraus. Kunst braucht nicht schön im ästhetischen Sinn zu sein, sondern soll zum Denken anregen. Die Idee ist das Wesentliche, nicht deren Ausführung.

 

Weiner, Declaration zugeschnitten, 1969Lawrence Weiner, Declaration, 1969

 

1 & 3 x Mutter

1 & 3 x Mutter #2.jpg

„1 & 3 x Mutter“, 2016, Acryl auf Karton, 35 x 60 cm

Folgende Anweisung (das Rezept) zur Herstellung des Werks ist auf der Rückseite des Werkes geklebt als Teil desselben:

„Titel, Fotographie der ausgestellten Mutter sowie die Wortbedeutung („Mutter Definition“ aus Google vom 12.12.2016) wurden auf dünnem Karton, (weiß, je 21cm x 15cm) ausgedruckt und auf der Rückseite auf Finnkarton (35 x 60 cm) verklebt. Die Mutter, Sechskant, aus Stahl (6,6 cm x 3,5 cm), wird von 3 Magneten, je 2cm Ø, die an der Rückseite befestigt werden, gehalten. Die Magneten werden hierfür an der Rückseite in drei Vertiefungen geklebt und durch Filzdistanzhalter bleibend voneinander getrennt gehalten, die ebenfalls verklebt werden. Sie werden durch extra starkes Klebeband (5 cm breit), kreuzweise zusätzlich verklebt, fixiert, geschützt“.

Die deutschsprachige Doppelbedeutung von „Mutter“ irritiert, weil sie die Gleichwertigkeit der Repräsentationsformen stört. Die Definition ist irreführend, zeigt die Manipulierbarkeit und Willkürlichkeit, je nach Definitionsquelle. Die Mehrdeutigkeit kann ein Denkanstoß zur Hinterfragung des „what is real“? sein oder eine humorige Bereicherung von Kosuths Idee um weitere, vielschichtige Wortbedeutungen.

Auf der Rückseite meines Bildes findet sich folgende Erklärung:

Als künstlerisches Feedback antwortete mir STEFAN ONE 壹 EINS ف رد OДИН UNO mit eigenem Werk:

Stefan Eins, Mami und Vati, 2017

Ohne Kenntnis Joseph Kosuths „One And Three Chairs“  kann man mit „1 & 3 x Mutter“ nur wenig anfangen. Die Werke beziehen sich aufeinander und es wird nicht alles erklärt. Conceptual Art verzichtet grundsätzlich auf Erklärungen und erwartet vom Betrachter selbst die intellektuelle Arbeit zum Verständnis des Werkes.

By Joseph Kosuth - Tony Godfrey, Conceptual Art, London: 1998 (Wikipedia)

By Joseph Kosuth – Tony Godfrey, Conceptual Art, London: 1998, Fair use license,, https://en.wikipedia.org/w/index.php?curid=6981637

Joseph Kosuth wie auch mir geht es um die Darstellung eines Objekts in 3 verschiedenen Erscheinungsformen. Kosuth fragt, welche der drei Repräsentationen (seines Stuhls und meiner Mutter) ist „most accurate“ (exakt)?

 

mother’s readymade Kleiderschürzen

Mother’s Readymade Kleiderschürze reversibel, 2016

In Chinatown in New York fand ich mein erstes vollbusiges readymade Verpackungsmaterial, das ich im Bryant-Park bemalte. Vor der Central Library steht Material für künstlerische Tätigkeit kostenlos zur Verfügung.  Meine erste Kleiderschürze schenkte ich signiert meinem  New Yorker Freund, dem Konzeptkünstler Stefan Eins, das er sofort in seinem Zimmer im Seniorenheim Woodstock am Time Square aufhängte. Dieses wunderbare Material hat mich nicht mehr ausgelassen, noch erregender ist es in Kombination mit den widerständigen Stacheln. Verschiedenstes Verpackungsmaterial regt mich an und auf. Werke von Louise Bourgeois und anderer feministischer Künstlerinnen bestärkten mich auf meinem Weg.

Andere Kleiderschürzen und Arbeitsoutfit (hier klicken)

Selbstporträts als Conceptual Art

Selbstporträt als Conceptual Art, 2017

6 Selbstporträts

ICH
ICH, im Spiegel, auf Fotos, in echt und von hinten, 2017, Bleistift auf Papier, 21 x 14,8 cm

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Vergängliches

„Kinder, wie die Zeit vergeht“

 Mit Tesakrepp gefasstes luftgefülltes Verpackungsmaterial, dem mit der Zeit der Luft ausgeht, 2017

Vergänglich - Kinder, wie die Zeit vergeht, Bundstifte in Sketchbook, 2017
Vergänglich – Kinder, wie die Zeit vergeht, Bundstifte in Sketchbook, 2017

„one minute sculpture of the individual own sound of my voice for one-woman performances“, 2017

 

Vergängliche Landart

                                                    
                                       Des Meeres und der Liebe Wellen, 2016                                                 Alles im Rahmen, 2016

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